Old School EBM

Der Begriff old school EBM / old school Electronic Body Music kam Ende der 90er Jahre im Zuge der zunehmend beliebigen bis irreführenden sprachlichen und praktischen Verwendung des EBM-Begriffs auf.

Mit ihm sind durchaus unterschiedliche Bedeutungen verbunden, die im Folgenden kurz dargestellt werden. Sie haben alle in verschiedenen Situationen ihre Berechtigung, meist fließt vieles im Alltagsgebrauch ineinander.

Was bedeutet old school EBM?

Pragmatischer Kampf- und Abgrenzungsbegriff

Obwohl ab Mitte der 90er Jahre bis ca. 2002 die Electronic Body Music ihre tiefe Krise durchlebte und kaum interessante Bands und Releases zu hören waren, fand die Abkürzung EBM auf vielen Flyern und Artikeln Verwendung.

Viele elektronische Bands aus Future Pop, Techno-Electro und später Aggrotech nutzen mitunter aus kommerziellen Gründen das etablierte Label. Auch dann, wenn musikalisch gar keine Nähe mehr hörbar war.

Das verwirrte Hörer, führte zu Unmut und kuriosen Stilblüten. Nicht selten gelang es ’neuen‘ Hörern, eine Liste ihrer Favoriten zu präsentieren, die nicht eine Electronic Body Music Band beinhaltete! Missverständliches Taggen auf den neuen Webplattformen folgte.

Old school EBM wurde daher verstärkt als Abgrenzung verwendet und meinte „richtige“ Electronic Body Music. Sei es Front 242, Nitzer Ebb, Leaether Strip, Orange Sector oder Pouppée Fabrikk – um einige Bands exemplarisch zu nennen.

Dazu kamen die damals neuen Bands wie etwa Ionic Vision, Dupont oder die nun extrem etablierten Spetsnaz.

Alle stehen für authentische Body Music ohne helle Kirmis-Technosounds, endlose bis erschlagend-softe Soundflächen oder pseudoböses Distortion-Gekreische.

Es ging bei dieser Verwendung also weniger um die Differenzierung der EBM-Bands in zeitlicher Hinsicht, sondern darum, wo die Grenzen dieser Musik liegen und was einfach nicht mehr dazugehört, auch bei einem stilistisch durchaus weiten Ansatz.

Meist reichte ein Blick auf die Tanzfläche oder vor die Konzertbühne, um zu erkennen, dass angebliche EBM-Formationen ein völlig anderes Publikum anzogen, ganz wertfrei formuliert. Die Frage „Was ist EBM?“ drängte sich verstärkt auf.

Beschreibung der ersten EBM-Generation

Eine etwas engere Betrachtungsweise umfasst die ausschließliche Zuordnung der ersten EBM-Generation zum Begriff old school EBM.

Hier geht es zumeist um den Zeitraum zwischen 1980-1990 – um die alte Schule der Electronic Body Music Bewegung mit einem zeitlich klar definierten Raum.

Dieser reicht entsprechend von DAF über Nitzer Ebb, Vomito Negro und Front 242 bis hin zu Absolute Body Control, The Klinik, A Split Second oder Click Click.

Stilistisch sind daher auch weniger technoide oder „moderne“ Elemente (wie etwa eine auffällig druckvolle Produktion) in dieser Perspektive vereint.

Interessanterweise sind fast alle dieser Bands immer noch oder wieder aktiv und bereichern die aktuelle EBM-Szene.

Da sie natürlich auch neuere Ideen und Sounds nutzen, würden sie nur mit einem Teil ihrer Releases unter diesen eher engen old school Begriff fallen.

Orientierung an einem Klangbild

Orientiert sich der Begriff old school EBM eher am Klangbild, dann erweitert sich die eben geschilderte zweite Perspektive etwas.

Neben der eben beschriebenen ersten EBM-Generation mit ihrem rauen und unangepassten Sound fallen nun auch neuere Bands wie //Tense//, NTRSN oder No Sleep By The Machine darunter.

Sei es durch die Vorliebe für „old schoolige“ analoge Sounds oder durch den Verzicht auf die typische, moderne Produktion. Eine schräge, kühle oder fast experimentelle Stimmung kennzeichnet die Musik dieser Formationen.

Sie erinnert daran, dass frühe EBM-Bands sowohl mit Elektro-Punk Elementen als auch mit Industrial-Impulsen arbeiteten und weniger auf die Clubs achteten.

Old school EBM hat seinen Auftrag (fast) erledigt

Seit wenigen Jahren hat die Konfusion um den EBM-Begriff etwas nachgelassen.

Viele vehement geführte Diskussionen, vor allem aber die Vielzahl überzeugender neuer Electronic Body Music Formationen, sorgten dafür, dass nun mehr Sicherheit im Umgang mit dieser Form der Musik zu finden ist. Ausnahmen bestätigen die Regel.